Musique Concrète

Musique Concrète [myˈsik kɔ̃ˈkrɛ:t]

 

Der französischen Ingenieur für Fernmeldetechnik und Begründer der Musique Concrète Pierre Schaeffer begann 1943 im Club d`Essai (Forschungsstelle für radiophone Kunst) mit Tönen und Geräuschen aus dem Schallarchiven des französischen Rundfunks zu experimentierte. Das Resultat waren Geräuschmontagen die im französischen Radio Ausgestrahlt wurden. Das Programm Concert des Bruits am 5. Oktober 1948 gilt als die Geburtsstunde der Musique Concrète .

 

Schaeffer benutzte den Begriff der konkreten Musik in Abgrenzung zur herkömmlichen (abstrakten) Musik, die sich in eine erste (abstrakten) Phase geistiger Schöpfung, eine zweite Phase der Notation (theoretische Übersetzung) und in die dritte (konkreten) Phase der instrumentellen Aufführung gliedert. Schaeffer entwarf eine Musik, die umgekehrt von dem konkreten Klang selbst ausgeht. Ähnlich dem Material-Begriff der Surrealisten des “Objet Trouve“ existiert für ihn das Klangobjekt “neutral“ unabhängig von seinem Verursacher.  Die Klänge werden in einer experimentellen Phase zum musikalischen Objekt und letztlich in einer materiellen, auf Schallplatte oder Tonband gespeicherten oder elektro-akustischen Aufführung zu einer abstrakten Komposition zusammengeführt.

 

Der zu Anfang noch experimentelle Ansatz der Musique Concrete änderte sich ab 1958 dahingehend, dass sich Schaeffers Gruppe unter neuem Namen (Groupe de Recherches Musicales) der systematischen Erforschung der musikalischen Akustik von Klangobjekten sowie deren Bedeutung und Integration in musikalische Strukturen widmete. Das Klangobjekt wird aufgrund seiner akustischer Eigenschaften betrachtet, durch technische Manipulation aus seinem Ursprünglichen Kontext gelöst und so zum musikalischen Objekt gemacht, dessen Bedeutung sich erst aus seiner strukturellen Verkettung mit weiteren Objekten ergibt.

 

Luc Ferrari gehört zu der jüngeren Generation der konkreten Musik und beschreibt, dass sie während seiner Zeit beim der “Groupe de Recherches Musicales“ das Tonband als Verlängerung des Mediums Instrumentalmusik betrachtet haben. Dem entgegen sucht Luc Ferrari auch nach Möglichkeiten mit Hilfe des Tonbands Realität abzubilden. In seiner Hör- kunst, die er als “diapositive sonore“ bezeichnet, versucht er, ähnlich wie das Foto im visuellen, eine akustische Realität zu reproduzieren. Dabei knüpft er bei den Ursprüngen der Musique Concrete im Sinne einer Dichtung mit Klängen an, ohne sich von dem Bezug zur Klangquelle zu lösen. Vielmehr verbindet er den visuellen assoziativen Charakter der Klänge mit musikalischer Komposition, um eine Realität zu simulieren.

 

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Literatur:

Ruschkowski, Andre. Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen. Stuttgart. Reclam 1998

Schaeffer Pierre: Musique Concrète. Von den Pariser Anfängen um 1948 bis zur elektroakustischen Musik heute. Klett. Stuttgart 1974.

Werner, Hans Ulrich: Soundscapes-Dialog. Landschaften und Methoden des Hörens. Edition Zuhören. Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen 2006

De la Motte Haber, Helga: Klangkunst. Tönende Objekte und klingende Räume. Laaber-Verlag. 1999.

 

 

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