Rauschen [ˈʁaʊ̯ʃn̩]
Das Wort Rauschen geht auf das mhd. ruschen zurück und bezeichnet etwas sausendes oder schwirrendes.
Physikalisch entsteht Rauschen wen viele verschiedene Schallwellen oder Signale mit unterschiedlicher Grundfrequenz und Lautstärke auftreten. Das Rauschen ist der Moment, in dem die Vielheit und Zufälligkeit der Zeichen nicht mehr interpretiert werden können. Während ein Geräusch wie z.B. Hundegebell auch ein kurzes Schallereignis sein kann, bezeichnet das Wort Rauschen akustisches Ereignisse von längerer Dauer.
Rauschen ist eigentlich immer und überall. Technisch ist eine komplett rauschfreie Tonaufnahme fast nicht möglich. Insbesondere durch immer höhere Verstärkung leiser Signale wird auch das Hintergrundrasuchen. Der Begriff Drones (das Dröhnen) bezeichnet im englischen das Brummen der männlichen Biene und äußert sich im musikalischen Kontext als ein Dauerton, der meist im tiefen Frequenzbereich liegt. Das englische Wort Noise bedeutet Rauschen oder Lärm. Beide zählen neben Umweltgeräuschen im Allgemeinen zu den stilprägenden Elementen der Ambient-Musik, in der der Klang selbst ungebunden von musikalischen Formen und Funktionen im Fokus steht. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die akustische Kräfte wie Intensität, Klangfarben oder Atmosphäre sowie auf den klanglichen Prozess und die Dauer.
Die Bezeichnung Weisses Rauschen“ (engl. white noise), bei dem die Lautstärkepegel aller Frequenzen gleich sind, ist eine Analogie zum weißen Licht bei dem die Summe aller Farbfrequenzen Weiß ergibt. Weißes Rauschen wird häufig eingesetzt um dem Gehirn zu helfen andere Geräusche wie z.B. Straßenlärm oder den Lärm in Großraumbüros zu ignorieren. Es wird auch bei der Therapie von Tinnitus Patienten oder als Einschlafhilfe für Babys verwendet. Die Beruhigende Wirkung für Babys kommt daher, das es so ähnlich klingt wie das fließende Blut im Mutterleib. Weißes Rauschen lässt sich technisch erzeugen und wir finden es in der Natur z.B. bei Windgeräuschen oder einem Wasserfall.
Das Rauschen der Blätter wurde in vielen alten Kulturen als Prophezeiung verstanden. Insbesondere die Espe und Pappel waren Bäume durch die unsere Ahnen Kontakt zu der Anderswelt aufgenommen haben. Die meisten Menschen haben selbst schon mal erlebt, dass man z.B, im Rauschen von Wasser einen Melodie oder Stimme heraus zuhören glaubt. Der Komponist und Klangforscher R. Murray Schafer spricht in diesem Zusammenhang von akustischen Illusionen.
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Literatur:
Brian Eno: Generative Music. „Evolving metaphors, in my opinion, is what artists do.“ 1996.
Christoph Cox: Wie wird Musik zu einem organlosen Körper? Gilles Deleuze und die experimentelle Elektronika. In: Kleiner, Marcus S. (Hg.): Soundcultures: über elektronische und digitale Musik. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 2004.
David Toop: Ocean of Sound. Hannibal Verlag. St. Andrä-Wördern. 1997.
Fred Hagener: Der Geist der Bäume. Neuer Erde Verlag. Saarbrücken. 1999.
Marcus Maeder: Ambient. In: Milleux Sonores. Klangliche Millieus. Transcript Verlag. Bielefeld 2010.
R. Murray Schafer: Die Ordnung der Klänge. Eine Kulturgeschichte des Hörens. Neu übersetzte, überarbeitete und ergänzte deutsche Ausgabe hrg. von Sabine Breitsameter. Schott Music, Mainz 2010